Zu Besuch bei: Keltenwelt Frög

Heute schauen wir einmal ins Nachbarbundesland Kärnten. Da fanden ja am letzten Wochenende die Archäologietage und das Keltentreffen in Frög statt.

Es war 1882 als der Landwirt Friedrich Seidl seinen Kartoffelacker umgraben wollte und dabei auf Gräber stoß. Er meldete den Fund und so konnten bald darauf 500 Hügelgräber von den Archäologen gefunden werden. Auf ca 10 Hektar fanden sie Gräber aus der Hallstattzeit, das heißt zwischen 800 und 450 vor Christus. Ein Schmerz war dabei – diese Gräber waren schon alle ihrer besonderen Schätze beraubt. Seit 1987 kann man nun diese Gräber und die noch vorhandenen Beigaben in der Keltenwelt in Frög anschauen, 2002 kamen dann die Nachbauten der Häuser dazu. Frög befindet sich südlich von Velden am Wörthersee und so lohnt sich ein Ausflug, wenn man grad auf Sommerurlaub ist.

Von den 10 Hektar großen Gräberfeldern werden 1,5 Hektar für den Archäologiepark genutzt. Bei einem kleinen Spaziergang durch das Wäldchen erfährt man allerhand über die Lebensweise der Kelten, kann sich eine Replik eines keltisches Blockhaus – einer Werkstätte – anschauen – das übrigens sehr modern ausschaut. Auch die Replik einer Fürstenhallte und das größte Grab inklusiver Beigaben können besichtigen. Das größte Grab dort war übrigens ein Frauengrab. Frög gilt mit diesem Fund als eine Hauptstadt der Kelten.

Rund 15.000 Besucher kommen jährlich nach Frög und natürlich stellen die Archäologietage sowie keltische Feiertage ein fixer Bestandteil der Keltenwelt dar. Wer sich nun genauer über die Kelten in Frög informieren will, dem habe ich den Artikel „Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Frög bei Rosegg“ von Paul Gleirscher in den shownotes verlinkt.

Der wesentlichste Fund sind wohl die Originalschmuckstücke, die im Frauengrab gefunden wurden.

Apropos Schmuckstücke – während der Archäologietage und dem Keltentreffen waren auch viele KunsthandwerkerInnen da und so traf ich auch auf Lydia von Orniello.  Sie stellte ihre tollen Schmuckstücke aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Römerzeit aus. Außerdem durfte ich ein kleines Interview zum Thema Kelten und deren Schmuck mit ihr führen.

Abbildung 1 Lydia von Orniello

i: Hallo, wir melden uns heute aus der Keltenwelt in Frög. Heute gibt’s auch das große Keltentreffen und für all jene, die nicht die Gelegenheit hatten, eben hier dabei zu sein, werde ich jetzt einen kleinen Rundgang mit euch machen. Und das erste, was mir auffällt, ich finde hier die Lydia – nämlich die Lydia von Orniello. Hallo Lydia!

L: Hallo!

i: Also du bist ja Archäologin, kannst du uns irgendwas über die Kelten erzählen? Wann sind die Kelten bei uns gewesen und warum waren sie genau bei uns? Und sind das unsere Vorfahren?

L: Also die Kelten waren in Österreich – eigentlich in ganz Mitteleuropa – so ungefähr zwischen  – ich sag jetzt mal ganz grob – 800 vor Christus bis 15 vor Christus in Österreich. Da gibt’s die Hallstattzeit und die Laténe-Zeit, beide gehören zur sogenannten Eisenzeit, weil da eben das Eisen aufgekommen ist. In der Hallstattzeit, da streitet man sich da noch ein bisserl, sind das jetzt wirklich Kelten oder sogenannte Protokelten. Waren sie keltisch oder waren sie noch nicht ganz keltisch. Jedenfalls ist das eben die ältere Eisenzeit und das ist auch die Zeit, wo wir uns hier in Frög befinden. Das Gräberfeld ist aus der Zeit und hier war eine große Fürstenfamilie, eine bedeutende Familie, ansässig.

i: Und ich seh da grad, du hast da wunderbaren Schmuck. Wie war das mit den Kelten, wie haben die sich denn geschmückt? Welches Material haben die gehabt? Und wie ist das verarbeitet worden?

L: Also grundsätzlich, die Kelten haben sehr, sehr viel aus Bronze getragen. Bronze war so das Material für Schmuck, natürlich auch Gold ebenso, aber Gold war eben sehr teuer. Und deshalb war Bronze oft das Mittel der Wahl, es war auch teuer, hat geglänzt und findet man auch überall bei den Beigaben. Ganz, ganz viel von der Bronze wurde gegossen und dann weiterverarbeitet. Es schmückten sich Männer wie Frauen. Wir haben ganz reiche Grabausstattungen, ganz reiche Funde mit Bronzeschmuck und als zweites Material für die Kelten dann in der Laténe-Zeit, also in der späteren Eisenzeit, war dann Glas. Glasperlen waren auch so das keltische Schmuckelement. Durch die sind Glasperlen großgeworden, kann man sagen, vor allem gelbe und dunkelblaue, gerne mit Augenverzierungen. Also es sieht aus wie Augen, so wie wir es heute aus dem griechischen oder aus dem türkischem Raum noch kennen. Das kommt eben von den Kelten noch, das wurde eben noch beibehalten und ja – Bronze und Glas sind diese Elemente.

i: Ja, dann lass ich dich hier wieder in der Keltenwelt zurück und ihr findet die schönen Exponate wieder unter Orniello. Ich verlinke es euch wieder in den shownotes.

Ja, Glasperlenketten waren und sind noch immer Lieblingsstücke für uns Frauen. So hat ja auch Murano bei Venedig seinen Bekanntheitswert für uns. Deshalb kann ich persönlich auch die keltischen Frauen verstehen, wenn sie sich mit den Glasperlen schmücken wollten. Beliebt waren die Augenperlen, also Perlen, die einen schwarzen Punkt in einem größeren weißen Punkt haben und damit wie Augen ausschauen. Die ältesten gefundenen Augenperlen stammen aus dem 15. Jahrhundert vor Christus und wurden in Ägypten gefunden. In Mitteleuropa gibt es diese Augenperlen ab der Urnenfelderkultur, diese Funde stammen von etwa 1050 v. Christus. Ab der Eisenzeit kommen diese Funde häufiger vor.

Dieser Kunst – nämlich der Kunst des Perlendrehens – hat sich Karin Freitag verschrieben. Karin stellte ihre Repliken der keltischen und römischen Glasperlenketten aus und so konnte ich nicht widerstehen und musste mir natürlich auch eine zulegen. Auch sie war so lieb und gab mir ein Interview.

i: So und jetzt sind wir bei der Karin. Hallo, liebe Karin.

K: Hallo!

i: Die Karin ist eine Glaskünstlerin und zwar bläst sie per Mund das Glas und macht Glasperlen. Liebe Karin, wie bist du jetzt überhaupt zu deiner Kunst gekommen?

Abbildung 2 Karin von flammenzauberei

K: Also mich haben schon als Kind – da sind wir sehr viel schon mit meinen Eltern nach Venedig gefahren, nach Murano, und da haben mich die kleinen Figuren interessiert. Und da ich die Eigenschaft habe, mir immer selber auch etwas zum Geburtstag zu schenken, hab ich mir vor gut 17 Jahren jetzt so ein Einsteigerset Glas gekauft und es hat mich so fasziniert, dass ich einfach dabei geblieben bin.

Dann bin ich in die historische Szene gekommen und da gabs noch damals sehr wenige Glasperlendreher – so, ich darf etwas korrigieren: ich blase nicht, ich drehe…

i: Entschuldigung 😉

K: …das Glas – und mich fasziniert das hauptsächlich, weil die damals am Lehmofen das gemacht haben. Für mich ist das heute noch am modernen Brenner recht schwer teilweise, die ganzen Sachen zu machen und es ist faszinierend, wie die das damals einfach am Lehmofen gemacht haben.

i: Und wir sind jetzt in der Keltenwelt und welche Glasperlen haben die Kelten eigentlich bevorzugt. Was waren die besonderen Merkmale oder Farben?

K: Farben hauptsächlich in der Keltenzeit waren Gelb, Blau und Weiß. Das wurde auch teilweise sehr viel getragen, grad von den Frauen. Im Gegensatz zu den anderen Jahrhunderten haben die Männer fast kein Glas getragen. Sie haben höchstens einmal eine Amulettperle getragen, die Frauen haben dafür schön geprotzt – haben viel Glas gehabt, haben auch am Gürtel Amulettperlen gehabt oder auch als Spinnwirtel. Rot gabs bei den Kelten noch nicht. Das ist auch eine Besonderheit. Rot tauchte erst mit den Römern auf, weil man da das Metalloxyd Gold braucht und die Kelten waren – meiner Meinung nach – nicht dekadent genug, Gold in die Glasschmelze zu werfen.

i: Und jetzt hast du auch Repliken – wie du auch angekündigt hast – wo kriegst du da deine Inspiration da her?

K: Also ich arbeite mit einigen Archäologen und Museen zusammen, die geben mir die Vorlagen und ich arbeite die dann nach, mit den genauen Maßangaben, mit den Farbtabellen und schau, dass ich für die Museen und auch Archäologen so genau wie möglich nacharbeite.  Und dabei darf ich dann die Muster für meine Verkäufe dann natürlich auch verwenden.

i: Und ich werde euch jetzt wieder in den shownotes die Webseite von der Karin verlinken. Dankeschön!

Karin findet ihr in Facebook, auf Instagram unter flammenzauberei – ihre homepage hab ich euch natürlich in den shownotes verlinkt.

Es waren auch viele HandwerkerInnen da – so zB. Andrea Höller, einer Archäologin, die die Handwerkskunst Sprang mir zeigte. Sprang ist eine Flechttechnik für Netze und netzartige Gewebe, sowie Gürtel.

Abbildung 3 Andrea mit der Sprangtechnik

i: So, jetzt sind wir bei der Andrea und die Andrea macht uns Sprang, also Sprang ist eine Webtechnik. Andrea, wie bist du dazu gekommen?

A: Also, ich hab schon immer gemocht, dass es Sprang gegeben hat. Haarnetze oder Hauben aus der Bronzezeit, Hallstattzeit, Wikinger auch und dadurch, dass so viele Leute weben, Brettchenweben, hab ich mir gedacht, ich schau, dass ich was Neues mache. Und da bin ich auf Sprang gekommen.

i: Und Sprang ist jetzt – wie kann man sich das vorstellen – wie macht man das?

A: Ja, also ich mache eine Kreuzung von Fäden, die hinteren und die vorderen Fäden werden gekreuzt und dann fixiert man sie mit den Nadeln, damit sie bleiben und dann die weitere Reihe fixiert man auch. Aber man gibt dann die ersten nicht raus – sonst löst es sich wieder auf. Wenn du die dritte Reihe gemacht hast, dann darfst du die erste wieder herausnehmen.

i: Ah – das heißt, unten und oben sind die Fäden fixiert und in der Mitte werden sie gedreht und dann festgemacht und dadurch wird das sozusagen gegenverkehrt gemacht.

A: ja oben und unten – ja genau. Dann arbeitest du von oben und von unten zur Mitte und dann kannst du in der Mitte irgendwie, z.B. mit der Häkelnadel,  verknüpfen oder du machst einen Faden durch und ziehst zusammen und du kannst die beiden zusammenklappen und annähen und dann hast du einen Beutel.

i: Ah, das ist aber toll. Ich werde ein kleines Video für euch machen und stelle es in den Blog und in den shownotes.

Über die Geschichte und die Herkunft der Sprangtechnik werde ich demnächst eine eigene kleine Episode machen.

Auch Edith war mit ihrer handgesponnenen Wolle, den Handspindeln und allerlei anderen Schaustücken da. Mit dabei war auch die schöne dunkle Keramik von Renate. Ich habe ihre Webseite natürlich auch in den shownotes verlinkt.

Abbildung 4 Edith in Action

Luca war auch mit seiner wunderschönen handgemachten Keramik anwesend. Auch Michael stellte seine handgemachten Lederschuhe aus.

Alle Homepages habe ich in den shownotes verlinkt.

Es gab noch viele Kunsthandwerker – leider habe ich nicht alle Webseiten für euch ausfindig machen können.

Wer von euch nun Lust aufs Museum hat und ein Event besuchen möchte, am 18. September gibt’s in Frög Tag der offenen Tür mit Ritschertfest und am 1. Oktober die Lange Nacht der Museen.

Auch in Frög kann man an diesen Festtagen Techniken erlernen, die stromlos funktionieren und uns in einer Krise helfen können. Apropos stromlos. Zur Zeit werden viele Stromaggregatoren zu horrenden Preisen angeboten. Mein Tipp dazu: fragt euch einmal, wozu ihr Strom denn überhaupt brauchen könnt, wenn es einen blackout gibt. Handys kann man zwar aufladen, bringen aber nichts, da die Stromversorgung der Handymasten nur zwischen einer halben Stunde und ein paar wenigen Stunden gewährleistet ist. Strom für die Lichtversorgung ist nicht unbedingt notwendig, da es bessere Methoden gibt, als diese mit einem dieselbetriebenen Stromaggregat zu betreiben. Zum Beispiel gibt es solarbetriebene Lampen, die während des Tages die Batterien über Solartechnik aufladen und man dann einige Stunden Licht hat. Auch gibt es Lampen, die mit Handkurbel zu bedienen sind. Diese Techniken sind weitaus effizienter und auch abgas- und lärmschonender. Wer nun denkt, dass man mittels Stromaggregat effizient heizen und kochen kann, den muss ich enttäuschen. Es gibt nur selten Stromaggregate, die das leisten können und diese sind dann aber unglaublich teuer. Auch sollte man bedenken, dass diese ja mit Diesel betrieben werden und wir ja nicht ausschließlich eine Stromkrise sondern auch eine Benzin-, Diesel- und Gaskrise haben. Also macht euch eine Liste, wofür ihr Strom wirklich benötigt – z.B. für die Sauerstoffflasche für einen eurer Angehörigen, die so etwas brauchen – da macht es wirklich Sinn. Lagert euch aber dafür auch genügen Treibstoff ein.

Jeder sollte sich aber jetzt im Sommer schon Gedanken machen, was noch benötigt wird und jetzt vorsorgen. Versucht einmal den Hauptschalter für einen Tag auszuschalten und überlegt, was euch dann wichtig wäre. Eine Notfallübung im Kleinen – denkt aber an die Kühlgeräte, die müssen entweder vorher leer sein oder lasst diese eingeschaltet. Im Notfall solltet ihr aber einen Plan haben, was ihr mit den gekühlten oder eingefrorenen Lebensmitteln tut. Im günstigsten Fall für diese Lebensmittel haben wir dann Minustemperaturen und ihr könnt sie draußen lagern.

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